Bilanz Busnotverkehre
„Freude beim Fahrgast ist schwer zu messen“
Wenn Unwetter, unbefugte Personen oder defekte Technik Gleise unpassierbar machen, sind sie am Zug: Die Koordinatoren für Busnotverkehre organisieren schnellen Ersatz für den Verkehr auf der Schiene, damit Fahrgäste trotz Störung an ihr Ziel gelangen. Seit Dezember 2023 sind die sechs Buskoordinatoren in der SPNV-Regiezentrale im Einsatz und kümmern sich tagtäglich im Schichtdienst um die Busnotverkehre. Das Projekt ist in einer ersten Stufe in einem Pilotkorridor gestartet zwischen Krefeld über Neuss, Düsseldorf, Solingen bis nach Wuppertal und Hagen. Der EVU–übergreifende BNV ist ein Teilprojekt von Fokus Bahn. In Interview zieht Teilprojektleiter Alexander Golenia ein erstes Fazit.
Herr Golenia, die Koordinatoren für Busnotverkehre sind seit rund 100 Tagen im Einsatz. Wie fällt eine erste Bilanz aus?
Alexander Golenia: „Das Projekt ist gut angelaufen und die ersten Rückmeldungen sind grundsätzlich positiv. Mit der EVU-übergreifenden Organisation der Busnotverkehre betreten wir Neuland. Das gab es bisher nicht. Und das Pilotprojekt ist auf zwei Jahre ausgelegt. Für eine seriöse Bestandsaufnahme sind deshalb 100 Tage zu kurz. Wir konnten aber bereits erste Erkenntnisse gewinnen. Es gelingt, Busse schneller zu organisieren. Die Koordinator/innen bekommen sofort mit, wenn eine Störung vorliegt und können bereits bei den Busunternehmen wegen Ersatzbussen vorfühlen. Wird die Strecke dann tatsächlich gesperrt, kann das Busunternehmen sofort loslegen.“
Ein schnellerer Start der Notverkehre. Das freut die Fahrgäste, oder?
Golenia: „Freude beim Fahrgast ist schwer zu messen: Was er aber merkt, ist, dass wir bei Busnotverkehren jetzt einen besseren Takt anbieten. Wir sagen dem Fahrgast: Wenn du dich an den Bahnhof stellst, wirst du in einem regelmäßigen Takt einen Bus nehmen können. Das hilft mehr, als wenn wir sagen würden: Es fahren zwei Busse. Weitere Punkte, die wir objektiv messen können: Wir stellen möglichst für den Fahrgast bei einem Busnotverkehr Fahrpläne zu Verfügung. Ebenso haben wir die Umgebungspläne verbessert und die Informationsketten, wann und wo überhaupt ein Notverkehr startet, optimieren können."
Starke Arbeitgebermarke
Fest verortet im Fokus-Bahn-Projekt "Attraktive Arbeitgeber", sind die Bahnen in NRW eine starke Arbeitgebermarke für elf Eisenbahnverkehrsunternehmen im SPNV Nordrhein-Westfalens.Zentrale Bewerberberatung
Das Programmbüro Fokus Bahn NRW bietet interessierten Bewerberinnen und Bewerbern eine Erstberatung und entlastet so die Recruitingteams der Nahverkehrsbahnen.Optimiert werden konnte auch die Arbeit in der Regiezentrale.
Golenia: „Genau, und hier hilft jede Verbesserung letztendlich vor allem den Fahrgästen: Wenn mehrere Eisenbahnverkehrsunternehmen von derselben Streckensperrung betroffen waren, hat bisher jedes EVU in Eigenregie die Busnotverkehre organisiert. Für jede einzelne Linie haben die EVU Ersatzverkehre organisieren müssen. Die Buskapazitäten, die auf dem Markt vorhanden sind, sind aber zunehmend begrenzt. Da bringt es nichts, wenn ein EVU vielleicht fünf Busse oder mehr bekommt, aber andere EVU, die auf derselben Strecke fahren, aufgrund der Marktlage komplett leer ausgehen. Wir betrachten die Organisation der Busnotverkehre unternehmensübergreifend und organisieren die Busse auf der Strecke gesamthaft für alle betroffenen Linien. Das hilft uns, mit den begrenzten Buskapazitäten im Markt umzugehen und den Fahrgästen in diesen sehr kurzfristigen Störungsfällen ein besseres Angebot zu machen.“
Gibt es weitere Vorteile?
Golenia: „Die Disponent/innen im Pilotkorridor werden ein Stück entlastet. Bei adhoc-Störungen ist es ihre Kernaufgabe die Störung und ihre Auswirkungen auf dem Gleis zu organisieren wie z.B. Züge kurzfristig umzuleiten. Die Organisation von Bussen für den Notverkehr machen sie nebenbei. Diese Aufgabe fällt im Pilotkorridor nun weg und wird von Buskoordinatoren erledigt. Dadurch haben die Disponenten die Möglichkeit, sich vollumfänglich um die Störfallabwicklung zu kümmern, was letztlich durch eine mögliche schnellere Entstörung auch den wieder den Fahrgästen zugute kommt.“
Wie sieht die Zukunft des Projekts aus?
Golenia: „Zunächst einmal wollen wir die unternehmensübergreifende Arbeit im Pilotkorridor weiter optimieren. Im weiteren Verlauf soll er dann bestenfalls auch erweitert werden.“