Frau Paulsmeyer sitzt an einem Konferenztisch und blickt lächelnd in die Kamera.

Zielbild ­2030

Eine gemeinsame Vision mit klaren Leitlinien

Mit dem Zielbild SPNV NRW 2030 hat Fokus Bahn NRW zentrale Handlungsfelder für die Mobilitätswende definiert. Karin Paulsmeyer, Leiterin der Stabsstelle, blickt zurück auf die Zielbildentwicklung.

Der Nah- und Regionalverkehr auf der Schiene gilt als Schlüssel für eine erfolgreiche Mobilitäts- und Klimawende. Doch wie kann er dieser Rolle gerecht werden – angesichts einer mehr als angespannten Betriebslage, massiver Marktveränderungen und weltweiter Krisen? Wer Leistung und Veränderung fordert, braucht eine klare Vorstellung vom Idealzustand, ambitioniert und doch realistisch. Mit dem Zielbild SPNV NRW 2030 haben wir die Handlungsfelder für unsere Arbeit im Landesprogramm Fokus Bahn NRW beschrieben. Warum dies notwendig war und wie wir dazu gekommen sind?

Die Handlungsfelder für einen leistungsfähigen SPNV definieren

Ein Rückblick auf fast schon wieder vergessene Zeiten sei hier erlaubt: In der Corona-Pandemie haben wir das Ausmaß der Herausforderungen im SPNV deutlicher denn je erleben müssen, als die Fahrgastzahlen massiv einbrachen und mit Abellio Rail NRW erstmals ein wichtiger Partner im SPNV NRW seinen Marktaustritt bekannt geben musste. Der im Februar 2022 kurzfristig notwendige Betreiberwechsel konnte nicht zuletzt dank der gut etablierten Zusammenarbeit der Aufgabenträger und Nahverkehrsbahnen im Rahmen von Fokus Bahn NRW durch Notvergaben und ohne Komplikationen umgesetzt werden, ebenso wie die folgenden Ausschreibungen und Neuvergaben zum 10. Dezember 2023.

Die richtigen Impulse für eine klimagerechte Mobilität geben

Dafür haben wir im Landesprogramm Fokus Bahn NRW im Frühjahr 2022 einen gemeinsamen Zielbildprozess initiiert. Fünf digitale Themenworkshops mit den Geschäftsführer/innen von Aufgabenträgern und Nahverkehrsbahnen sowie externen Branchenexpert/innen gingen einer gemeinsamen Klausurtagung voraus, die Anfang 2023 wieder in Präsenz möglich war. In diesem Prozess haben wir die notwendigen Rahmenbedingungen für die Zukunft des öffentlichen Verkehrs diskutiert und Handlungsfelder für das Gelingen der Mobilitätswende in Nordrhein-Westfalen definiert.

Darüber hinaus haben wir ganz konkret ein neues Projekt gestartet: Mit Fokus Zukunft Wettbewerb prüfen wir, inwieweit die vertraglichen Strukturen im SPNV für die langfristige Sicherung eines wettbewerblichen und stabilen Angebotes ausreichend sind. Wir evaluieren gleichzeitig die Möglichkeiten, wie diese Strukturen reformiert oder neu ausgerichtet werden können. Darin sehen wir eine Grundvoraussetzung für die Mobilitätswende mit einem starken SPNV als Rückgrat. Wir wollen den Nahverkehrsbahnen helfen, dass sie flexibel auf unerwartete Marktveränderungen reagieren können. Es gilt, finanzielle und operative Risiken fair zu verantworten sowie intelligente Anreiz- und Pönalsysteme zur Qualitätssicherung und -steigerung einzubringen. Die weiteren Themenfelder, die für zukünftige Vergabeverfahren und Vertragsgestaltungen relevant sind, werden in den weiteren Projekten von Fokus Bahn NRW umfangreich bearbeitet.

Bauarbeiter/innen verrichten Arbeiten an einer Schiene.

Belastungsstudie

Über 1.500 Beschäftigte aus allen Berufsgruppen im SPNV NRW haben in einer Fokus-Bahn-Studie ihre persönlichen Belastungsfaktoren beschrieben.

Zeit, zu handeln

Eine Befragung von über 1.500 Mitarbeitenden im SPNV in NRW gibt wertvolle Einblicke in die Herausforderungen, mit denen sie täglich konfrontiert sind. Studienleiter Rainer Oberkötter erklärt, warum nicht nur die Ergebnisse beachtenswert sind. Ein Gastbeitrag von Rainer Oberkötter.

Über die Schiene hinausdenken

Für das Gelingen der Mobilitäts- bzw. Klimawende müssen wir selbstverständlich über die Schiene hinausdenken, denn diese erfordern eine starke Qualitäts- und Angebotsoffensive im gesamten Öffentlichen Verkehr. Die Qualität der SPNV-Infrastruktur ist freilich ein ganz zentrales Thema. Die Kundinnen und Kunden im NRW-Nahverkehr erwarten eine zunehmend vernetzte Mobilität mit flexiblen Bedienformen. Wir müssen also nicht nur Schienenwege und Stationen im Blick haben, sondern auch die weitere Anbindung der Fahrgäste, deren Wege nicht am Bahnhof enden. Die Mobilitätswende gelingt nur, wenn es echte und leistungsfähige Alternativen und Verknüpfungen zum motorisierten Individualverkehr gibt. Der SPNV mit zuverlässigen und schnellen Verbindungen ist sicher das Rückgrat, aber nicht die alleinige Voraussetzung einer erfolgreichen Mobilitätswende.

Im Zielbildprozess haben wir sehr viel darüber diskutiert, wie wir die Bedeutung des Systems SPNV und die Gestaltungsmöglichkeiten von Fokus Bahn NRW richtig abbilden. Fokus Bahn NRW ist eine Brancheninitiative mit bundesweitem Leuchtturmcharakter. Aber selbstverständlich können wir nicht deutschlandweit bestehende Mobilitätsprobleme lösen. So können wir nicht den Ausbau einer jahrelang vernachlässigten Infrastruktur kurzfristig beschleunigen. Wir können auch nicht alle Fachkräfte ausbilden, die für die Mobilitätswende gebraucht werden. Aber wir können durch eine strukturierte und zielorientierte Zusammenarbeit – etwa die unternehmensübergreifende Disposition in der SPNV-Regiezentrale NRW oder die Gemeinschaftskampagne der Bahnen in NRW – gemeinsame Ziele verfolgen und Herausforderungen auf dem Weg dahin meistern. Wir wollen eine Pilotfunktion übernehmen, die Zusammenarbeit ausbauen und eine bundesweit agierende Zukunftswerkstatt einrichten. Dass uns dies gelingt, ist selbst bei vollem Einsatz keine Selbstverständlichkeit. Aber unser gemeinsames Zielbild macht klar, warum sich jeder Aufwand lohnt: für die Aufgabenträger, für die Nahverkehrsbahnen und für die Menschen, die zuverlässige und zukunftsorientierte Mobilitätsangebote erwarten.

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Die Autorin

Karin Paulsmeyer gehört zu den Initiatorinnen von Fokus Bahn NRW und hat das Landesprogramm zunächst in ihrer Funktion als Leiterin der Abteilung für Grundsatzfragen der Mobilität, Eisenbahnen und ÖPNV im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen mitbetreut. Jetzt leitet sie ausschließlich die Stabsstelle Fokus Bahn NRW, die im Mai 2020 beim Ministerium eingerichtet wurde.

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